Es ist weit verbreitet, dass die Schottische Andreas-Maurerei als Vollendung der Johannis-Maurerei, d.h. der ersten drei (symbolischen) Grade der Freimaurerei, aber auch als Abschluss und Übergang u.a. zu den Ritter-Graden angesehen wird. Der freimaurerischen Templerlegende folgend, soll die Freimaurerei die Nachfolgerin des 1312 aufgehobenen Tempelritterordens sein. Nach dieser Legende gelangten einige Tempelritter nach dem Tod des letzten Großmeisters Jacques de Molay (1244-1314) nach Schottland, wo sie die Ideale ihres Ordens durch die Verbindung mit ausgewählten Steinmetzen weiterleben ließen. Ihre Gelübde des Gehorsams, der Keuschheit sowie der Armut wandelten sie in Gehorsam (Hammer), Tugend (Zirkel) und Wahrheit (Winkelmaß) um. Das Zölibat wurde aufgehoben, um das weitere Überleben innerhalb der Familien zu sichern.

Der Name Schottische Andreasloge oder Schottische Meisterloge soll dabei sowohl an Schottland wie an den Schutzheiligen der Schotten und Schottenmeister, den Apostel Andreas (Todestag am 30.11.) erinnern. Diese Legende beruht aber nicht auf historischen Tatsachen; dennoch bleibt sie für den Aufbau einiger Freimaurer-Systeme unabdingbar. Nachweislich gab es jedoch Ende des 15. Jahrhunderts in Schottland Werkmaurerlogen bzw. Bauhütten, welche zunehmend Berufsfremde zuließen. Die älteste dieser, bis heute ununterbrochen als Freimaurerloge arbeitend, hat noch Aufzeichnungen ab dem Jahr 1599.

Die ursprüngliche Idee, ritterliche Tugenden mit einer freimaurerischen Morallehre zu verbinden, geht auf den Schotten und Freimaurer Andrew Michael Ramsay (1686-1743) zurück, der zunächst die Idee der Kreuzzüge, der darin wirkenden Johanniter sowie anderer Ritterorden in einer sehr romantisierten Sichtweise mit der Freimaurerei zu verknüpfen suchte. Er verbrachte sein ganzes Leben in Frankreich. Seine Ausführungen führten zu unzähligen Gründungen von freimaurerischen Ritterzirkeln und Schottenlogen in ganz Europa.

Ramsay konzipiert einen Schottengrad indem man zum Schottischen Meister sowie Ritter des heil. Andreas zur Diestel geschlagen wird und das „im Namen Gottes, des Apostels Andreas, des Großmeisters und des Meisters der Schottenloge“. Die Farbe der Loge wie die der Bänder und der Schurze war grün und die heilige Zahl war die 4, wobei 4 x 4 Schläge getan wurden. Dieser Grad kam schon früh nach Deutschland, 1741, wahrscheinlich durch den Grafen Schmettow (Link). 1744 durch denselben nach Hamburg gebracht, die darauf gegründete Schottenloge nahm 1746 ihm zu Ehren den Namen Schmettow an, während schon 1745 eine weitere Schottenloge unter dem Namen Loge de Consolidation bestanden haben soll, die aber der einzigen übrig gebliebenen Nachricht zufolge ganz andere Gebräuche und Erkennungszeichen und lediglich alchemistische Tendenzen hatte.

Damit nimmt 1741 die Schottische Andreas-Maurerei nach Ramsay Eingang nach Deutschland.

Nach Studien in Leipzig, Straßburg und Paris ging Reichsfreiherr Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau (1722-1776) auf Kavalierfahrt und war zur Kaiserkrönung Karls VII. in Frankfurt am Main; ebenda wurde er am 18. Oktober 1741 Freimaurer und unmittelbar in den II. Grad aufgenommen. In welcher Freimaurerloge er Freimaurer wurde, ist unbekannt. Zumindest ist er nicht in den Mitgliedslisten der 1742/1743 gegründeten Freimaurerloge „Zur Einigkeit“ zu finden. Am 21. Juli 1742 wurde er in Gent in der Freimaurerloge „Zu den drei Rosen“ Freimaurermeister (III. Grad).

Am 22. August 1742 wurde er auf einer Reise nach Brüssel in den Schottengrad (d.h. in den IV. Grad) aufgenommen. Bei der Aufnahme zum Andreasritter bzw. Schottenmeister erhielt er den Ritternamen Carolus eques ab Ense (zu Deutsch: Karl, Ritter vom Degen) oder Chevalier de l’epée (zu Deutsch: Ritter vom Degen). Diesen Ritternamen behielt er fortan bei.

Am Pariser Hof des Thron-Prätendenten Charles Edward Stuart (1720-1788) wurde Carl Gotthelf 1743 von dem Eques a penna rubra (zu Deutsch: Ritter von der roten Feder) ins Clermont’sche Hochkapitel aufgenommen. Jan Snoek (*1946) ging dieser Geschichte nach und fand das Verzeichnis des Pariser Kapitels, d.h. es existierte zu jener Zeit dort tatsächlich ein templerisch-freimaurerisches Hochgradsystem.

In dem 1751 konzipierten System der Strikten Observanz der Templer enthält der Schottische Meistergrad (der IV. Grad) keinerlei Hinweise auf die Templer; erst in der Rückschau durch die Rittergrade (V. bis VII. Grad) wird er zum wichtigsten Grad überhaupt und knüpft dann an die freimaurerische Templerlegende an. Die Rückschau erklärt nicht nur die Ritualhandlungen und das Konzept des IV. Grades, sondern offenbart außerdem dessen Ursprung.

Damit nimmt 1751 die Schottische Andreas-Maurerei nach dem System der Strikten Observanz der Templer Eingang nach Deutschland.

1750 erhält der schwedische Kanzleirat Carl Friedrich Eckleff (1723-1786) vom Ordensmeister des Großen Kapitels „Illumine“ aus Genf einen Freibrief zur Gründung eines Ordenskapitel in Schweden. Die Genfer Brüder bezogen ihre Kenntnisse wohl aus Avignon. Er gründet am 30. November 1756 die Andreasloge „l’Innocente“.

Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf (1731-1782) erfährt 1763 von der schwedischen Freimaurerei und bekommt 1766 durch Hans Karl Baumann einen Freibrief zur Gründung eines Ordenskapitel und die Ritualakten sämtlicher Grade. Zinnendorf gründet daraufhin am 22. November 1769 die Andreasloge „Indissolubilis“ in Berlin.

Am 27. Dezember 1770 stiftet Zinnendorf schließlich die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland; aber erst am 27. Dezember 1841 wird die Andreasloge „Indissolubilis“ der Großen Landesloge einverleibt; die bis dahin völlig unabhängig weiterbestanden hatte.

Damit nimmt 1769 die Schottische Andreas-Maurerei nach dem Schwedischen System Eingang nach Deutschland.

Geschichte der Schottischen Andreas-Maurerei

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