Über die „Strikte Observanz der Templer“ kursieren viele Fragen, Gerüchte aber auch Unklarheiten, die über die Jahrhunderte entstanden und nicht akkurat beantwortet worden sind. Bei der Wiedererstehung wurden diese Fragen gesammelt und einem Gremium zur Beantwortung und Bereinigung übergeben. Das Ergebnis seiner Arbeit findet sich hier (auf den jeweilen Pfeil klicken):

Welche Schritte sind erforderlich, um Mitglied der „Strikten Observanz der Templer“ (SOT) zu werden?

Die Strikte Observanz der Templer ist ein 7-Grad-System, jedoch werden seit Wiedererstehung im Jahr 2023 in Deutschland zunächst nur die letzten vier Grade und das darauf folgende Kapitel behandelt: Spezifikationen der sieben Grade
Freimaurer-Meisterin und -Meister können sich durch ein entsprechendes Formular, zusammen mit dem Nachweis ihres/seines Grades, für die Aufnahme in die ‚Schottische Meisterloge‘ und somit in die SOT bewerben.
Nicht-Freimaurer oder -Freimaurerinnen werden an befreundete Symbolische bzw. Blaue Logen vermittelt, um dort Mitglied zu werden. Anschließend können sie ab dem 4. Grad in die SOT aufgenommen werden. Mitglieder der SOT begleiten den Prozess der Aufnahme, Beförderung und Erhebung durch die symbolischen Grade bis zur Aufnahme in die ‚Schottische Meisterloge‘.

Bedeutet „Strikte Observanz“ absoluter Gehorsam?

Der Begriff ‚Strikte Observanz‘ bezieht sich ursprünglich auf den Grundsatz des bedingungslosen Gehorsams gegenüber den Vorgesetzten und insbesondere den ‚Geheimen Oberen‘. Diese straffe und hierarchische Struktur ermöglichte im 18. Jahrhundert ein erhebliches Wachstum und die effiziente Verwaltung des Gesamtsystems. Damals war ein gewisser Gehorsam gegenüber dem Adel üblich, und die meisten Führungspersonen der ‚Strikten Observanz‘ waren Adlige.
Bei der Wiedererstehung der VIII. Ordensprovinz der Templer wurde besonderer Wert auf den Geist der individuellen Freiheit im modernen System gelegt, während gleichzeitig die strikte Einhaltung der im Jahr 2009 festgelegten Grundwerte des Ordens (2009) als Grundlage dient.
Heutzutage ist der Name ‚Strikte Observanz‘ als Selbstbeobachtung im Sinne von Selbstkontrolle oder Selbstbeherrschung zu verstehen und vollends auf die innere Entwicklung eines Mitglieds ausgerichtet.

Wer sind die sogenannten „Geheimen Oberen“?

Die sogenannten ‚Geheimen Oberen‘ waren ursprünglich eine Gruppe von katholischen Jakobiten, die darauf abzielten, Charles Edward Stuart dabei zu unterstützen, den britischen Thron zu besteigen. Im Jahr 1743 nahm diese Gruppe Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau in den freimaurerischen Tempelritterorden in Paris auf.
Nach der Schlacht von Culloden im Jahr 1746 wurden alle Mitglieder dieser Gruppe – mit Ausnahme von Charles Edward Stuart – entweder verhaftet, getötet oder hingerichtet. Dies trug zur Entstehung eines Mythos um die sogenannten ‚Geheimen Oberen‘ bei. Als Charles Edward Stuart, der als das weltweites Oberhaupt der Templer-Freimaurerei galt, sich im Jahr 1776 aus politischen Gründen vom freimaurerischen Tempelritterorden und der Freimaurerei im Allgemeinen distanzierte, verstärkte sich der Mythos um die ‚Geheimen Oberen‘ enorm. Denn Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau ließ es zu, dass man weiterhin an den Mythos glaubte. Er sollte später diesbezüglich selbst in Bedrängnis geraten. Denn der Kontaktabbruch der Jakobiten-Gruppe und die Distanzierung des Thronanwärters (Prätendent) von der Templer-Freimaurerei ließ es zu, dass sich Scharlatane als ‚Geheimen Obere‘ ausgeben konnten.
Heutzutage werden systemintern die ‚Geheimen Oberen‘ eigentlich als die ‚Oberen der vereinigten Logen‘ bezeichnet und gemäß den Allgemeinen Statuten (1996), §6 bilden sie das Führungsgremium des ‚Großen Provinzialkapitels von Oberdeutschland‘: Provinzial-Großmeister, Großkopte, Großmeister der Tempelritter (…) und Großmeister der Schottischen Meister. Sie existieren in jeder Ordensprovinz.

Wiedererstehung eines mittelalterlichen Ritterordens?

Die SOT Statuten von 1767, Punkt 3 weisen bereits darauf hin, dass der Tempelritterorden, wenn er bis damals fortbestanden hätte, seine Verfassung an den Zeitgeist angepasst hätte werden müssen. Das bedeutet, dass er angemessene Regeln entwickelt hätte, um den aktuellen Situationen und Lebensumständen gerecht zu werden.
Schon damals hatte Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau nicht die Absicht, den Tempelritterorden im Stil des 14. Jahrhunderts wieder aufleben zu lassen. Stattdessen strebte er danach, ritterliche Tugenden mit einer freimaurerischen Morallehre zu verbinden. Aufgrund des Kontaktverlustes mit den ‚Geheimen Oberen‘ nach der Schlacht von Culloden (1746) war also die deutsche Beteiligung an den Jakobitischen Zielen nie wieder gegeben; jedoch überlebte die Idee einer geistigen Ritterschaft.

Bestehen Verbindungen zwischen den Templern und den Freimaurern?

Es gibt templerische Grade und Inhalte in heutigen freimaurerischen Systemen, die seit mindestens den 1740er Jahren existieren.
Die faktische Abstammung des 1312 aufgehobenen Tempelritterordens konnte aber historisch nicht nachgewiesen werden. Mit der Verbrennung des 23. Großmeisters Jacques De Molay (1314) auf dem Scheiterhaufen glaubte das Französische Königshaus den endgültigen Sieg über den Tempelritterorden errungen zu haben. In einigen freimaurerischen Systemen gibt es daher sogenannte Rachegrade, die in der „Strikten Observanz der Templer“ jedoch nicht existieren.
Die traditionelle Geschichtslinie in der „Strikten Observanz der Templer“ über die schottische Insel Mull und dem Großmeister-Nachfolger Aumont, der den Orden in ein neues System überführte, wird als Identifikationslegende betrachtet. Es wird jedoch zu keinem Zeitpunkt behauptet, dass die Freimaurer aus den Tempelrittern hervorgegangen sind.
Es gibt Entwicklungen ab der frühesten Freimaurerei, die spätestens ab 1688 auf Verbindungen zwischen den Stuarts, den Jakobiten, den Templern und den Freimaurern hindeuten. Weitere Details dazu finden sich in Liste der Großmeister

Ist der christliche Glaube eine Voraussetzung für die Aufnahme?

In den Allgemeinen Statuten (1996), Punkt 1 steht, dass niemand in den Orden aufgenommen werden kann, wenn er nicht an Gott glaubt. Es wird jedoch nicht ausdrücklich von einer christlichen oder christlich-konfessionellen Voraussetzung gesprochen.
In den Grundwerten des Ordens (2009) steht wiederum unter Punkt 3: „Die Strikte Observanz der Templer ist ein Orden, dem nur freie und ehrbare Männer oder Frauen angehören können, die ein Ideal der Liebe, des Friedens und der Brüderlichkeit in die Tat umzusetzen suchen.“ und unter Punkt 4: „Die Strikte Observanz der Templer trägt durch die sittliche und geistige Erhebung ihrer Mitglieder zur Vervollkommnung der gesamten Menschheit bei.
Diese Punkte stimmen zwar mit dem christlichen Glauben überein, sind aber gleichzeitig so universell, dass er keine Voraussetzung mehr für die Aufnahme sein muss.

Welche Ziele verfolgt die heutige „Strikte Observanz der Templer“ (SOT)?

Neben den in den Grundwerten des Ordens (2009) genannten edlen Zielen streben die Gründer der heutigen „Strikten Observanz der Templer“ auch die Fortführung der ursprünglichen Form des 18. Jahrhunderts an. Daher beziehen sie sich ausdrücklich auf die Grundwerte des Tempelritterordens, wie sie damals gestaltet worden sind.
Es geht jedoch auch um eine alternative Sichtweise auf die Tempelritter selbst, die Freimaurerei und jener Religion in der alle Menschen übereinstimmen können. Die Mitglieder interessieren sich auch stark für die Haltung, Gesinnung und den Einfluss des ersten Gründers des Tempelritterordens, Hugo de Paganis (1070-1136), sowie des Zisterziensermönchs Bernard de Clairvaux (ca. 1090-1153) und anderer Persönlichkeiten wie z.B. Jacques de Molay (1240/50-1314) und Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau (1722-1776).

War die „Strikte Observanz der Templer“ (SOT) bereits von Anfang an Frauen zugänglich?

Während des Bestehens des Tempelritterordens gab es einen eigenen Orden für Frauen.
Die Strikte Observanz der Templer hatte ebenfalls Pläne, Frauen durch Adoptionslogen aufzunehmen. Dieser Schritt war im 18. Jahrhundert im Vergleich zu anderen Freimaurersystemen jener Zeit recht fortschrittlich. Daher wurde bereits bei der Wiedererstehung der III. Ordensprovinz der Templer im Jahr 1995 und später in anderen Ordensprovinzen deutlich, dass ein sogenanntes gemischtes System angestrebt werden sollte.

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