In der 3. Ordensabteilung geht es um Cagliostros drei Grade der Ägyptischen Freimaurerei, die laut dem Lyoner Manuskript von 1784 der geistig-alchemistischen Wandlung (Griechisch „Metanoia“) der Individualpersönlichkeit entsprechen. Es geht um die vier Elemente und deren Vereinigung im fünften Element, d.h. im Geist/Äther und der damit verbundenen Wiederaufrichtung des gefallenen Menschen. Der obere Punkt des Pentagramms repräsentiert dabei den Geist bzw. den Äther, die anderen vier repräsentieren Erde, Feuer, Wasser und Luft. Durchläuft der Kandidat die Etappen der Erhabenen Ägyptischen Freimaurerei – und damit die Wandlung durch die vier Elemente – vergeistigt er sich und wird zum vereinigten (= jāhad) fünften Element, zum Geist/Äther selbst.

Cagliostros Siegel

Jedes der vier Elemente repräsentiert einen eigenen Aspekt der geistig-alchemistischen Wandlung der menschlichen Persönlichkeit. Die Erde symbolisiert den Instinkt; Feuer – den Willen; Wasser – die Emotionen und Luft – den Intellekt. Der Kandidat lernt auf dem schmalen Weg der Tugend den Instinkt (Erde), den Willen (Feuer), die Emotionen (Wasser), den Intellekt (Luft) selbst zu beherrschen, um mündig (Geist/Äther) zu werden.

Die Ägyptischen Meister tragen in den Ritualen eine feuerfarbene Schärpe über einem weißen Gewand, die von rechts nach links getragen wird u.a. als Hinweis, dass sie bereits als Ägyptische Lehrlinge allegorisch durch das Feuer gegangen sind. Die ägyptischen Therapeuten des 1. Jahrhunderts n. Chr. trugen ebenfalls weiße Gewänder mit roter Schärpe. 

Allan Oslo. Die Geheimlehre der Tempelritter. Geschichte und Legende. 3. Auflage. Düsseldorf 2000. S. 40-45.

Weiter tragen die Ägyptischen Meister weiße Schuhe für die Erde und einen blauen Seidengürtel über dem weißen Gewand für das Wasser. Das weiße Gewand steht für die Luft. Der Ägyptische Meister selbst repräsentiert die Vergeistigung/ Vereinigung des 5. Elements. Der Mensch ist damit wiederaufgerichtet worden.

Der Großkopte, der der Großloge der erhabenen Ägyptischen Freimaurerei vorsteht, hat sich in den Inhalten des ersten bis letzten Grades auszukennen und muss in der Lage sein, Auskunft geben zu können, denn er hat über die Lehre und das Brauchtum zu wachen. Der Provinzial-Großmeister hat die „Strikte Observanz der Templer“ zu führen, aber es wäre ebenfalls ratsam, wenn er sich in den Inhalten des ersten bis letzten Grades – wie der Großkopte – ebenfalls auskennen würde.

Nach der in Qumran gefundenen Gemeinderegel (1QS) bezeichnete sich die dortige Gruppe der Essener selbst als „Einung“ (aramäisch יחד jāhad „Einung“ vom Wortstamm für „Vereinigung“).

Lehrlingsgrad der Hohen Ägyptischen Freimaurerei

Im schwarzen Anzug und mit verbundenen Augen (Augenbinde) wird der Kandidat in den Tempel geführt. Im Lehrlingsgrad wird der Kandidat mit dem Feuer rituell gereinigt; daher steht der Lehrlingsgrad der Hohen Ägyptischen Freimaurerei für das Element Feuer. Aus der Erde entstanden und durch das Feuer gereinigt. Nachdem der Schwur geleistet wurde, kleidet ihn der Ehrwürdige Meister während des Rituals in ein ganz weißes Gewand über den schwarzen Anzug ein, das mit einer weißen Kordel [Zingulum] umgürtet wird. Die Farbe weiß ist hier als Farbe der Reinheit und nicht der Unschuld zu verstehen.

Gesellengrad der Hohen Ägyptischen Freimaurerei

Im Gesellengrad ist der Kandidat wieder in einem schwarzen Anzug aber erhält vor der Aufnahme die weißen Kordel (aber keine Binde mehr); um ihn von einem Kandidaten des Lehrlingsgrades zu unterscheiden. Die einstige Unschuld des Menschen – die selbstverschuldete Unmündigkeit – wird durch die Wiederaufnahme (Vereinleibung/Trinken) der „prima materie“ (d.h. der verlorene Stein, der Stein der Weisen, die Urmaterie) in Form einer roten Flüssigkeit (meistens Wein) aufgehoben. Nach dem Schwur legt nimmt ihm der Großinspektor die weiße Kordel ab und der Ehrwürdige Meister legt ihm einen blauen Seidengürtel über den schwarzen Anzug an. Danach zieht er über dem blauen Seidengürtel das gleiche weiße Gewand wie im Lehrlingsgrad an und wird ebenfalls mit derselben weißen Kordel umgürtet ihn. Die Farbe weiß ist hier als Farbe der Unschuld zu verstehen.

Meistergrad der Hohen Ägyptischen Freimaurerei

Ägyptischer Meister (Besuchskleidung)

Als Reminiszenz an den Lehrlingsgrad der Hohen Ägyptischen Freimaurerei trägt der Kandidat wiederum nur einen schwarzen Anzug und als Reminiszenz an den Gesellengrad ist er mit einem blauen Seidengürtel bekleidet. Im Meistergrad werden genau über den Stellen, wo sich Kohlebecken und die vier Tetramorphen Wesen (Löwe, Adler, Stier und Mensch) befinden werden – vom Ehrwürdigen Meister mit seinem Schwert vier Kreise in die Luft gezeichnet (Element Luft). Der (1.) Ehrwürdige Meister nimmt dem Kandidaten nach dem Schwur den blauen Seidengürtel an. Nun wird ihm erneut die weiße Tunika, mit weißen Schuhen und nun mit dem blauen Seidengürtel angezogen, aber dieses Mal über dem Gewand getragen. Schließlich erhält er feierlich die rote Schärpe der Ägyptischen Meister der Hohen Ägyptischen Freimaurerei, die von rechts nach links getragen wird.

In der Rückschau des Meistergrades der Hohen Ägyptischen Freimaurerei stehen daher die vier Tetramorphen Wesen auch für die christlichen Evangelisten und für die einzelnen Grade selbst. So ist das Element Erde in der „Kammer der Reflexion“ auch gleichzeitig der Stier und der Evangelist Lukas; das Element Feuer im Lehrlingsgrad steht gleichzeitig für den Löwen und den Evangelisten Markus. So ist das Element Wasser im Gesellengrad auch gleichzeitig der Mensch und der Evangelist Matthäus und das Element Luft im Meistergrad symbolisiert gleichzeitig den Menschen und den Evangelisten Johannes. Ganz bewusst ist also das Johannis-Evangelium der Abschluss dieses weiterführenden Hochgradsystems.

Die Ägyptischen Lehrlinge, Gesellen und Meister, die nicht Teil der 12 Auserwählten Gottes sind und darum kein weißes Gewand tragen, sind bei den Arbeiten wie folgt gekleidet. Der Lehrling im Schwarzen Anzug mit weißer Fliege und mit der weißen Kordel [Zingulum] umgürtet. Der Geselle im Schwarzen Anzug mit weißer Fliege und mit dem blauen Seidengürtel anstatt der weißen Kordel [Zingulum] umgürtet. Der Meister im Schwarzen Anzug mit Fliege und mit dem blauen Seidengürtel bekleidet und die rote Schärpe tragend. Der Schurz wird nur bei Besuchen anderer Systeme getragen aber niemals bei Arbeiten der Ägyptischen Freimaurerei selbst. 

Besuchsbekleidung

Die Ägyptischen Lehrlinge und Gesellen tragen bei Besuchen anderer Systeme und Obedienzen – mit den Besuchsabkommen oder -ermächtigungen bestehen – den Cagliostro-Schurz (siehe Abbildung rechts). Die Meister der Ägyptischen Freimaurerei tragen bei Besuchen neben dem Cagliostro-Schurz auch die rote Meister-Schärpe der Ägyptischen Freimaurerei (siehe Abbildung oben). Sie sollen die Bedeutung und den Symbolgehalt der Besuchsbekleidung kennen, damit sie fragende Brüder und Schwestern darüber aufklären können.

Die Ehrwürdigen Meister der Ägyptischen Freimaurerei tragen bei Besuchen als einziges Unterscheidungsmerkmal neben dem Cagliostro-Schurz und neben der roten Meister-Schärpe; auf der Schärpe noch eine goldene Rose mit der Umschrift: Prima materia. Credo in rose.