Jacques de Molay (Jacobus, Jakob) ist der letzte Großmeister der Templer (1293-1314) gewesen. Er Verstarb am 19. März 1314 und stammte aus der Familie der Herren von Longwy (Lonvic) und Raon (Rahon) in der Gegend von Besançon (Burgund). Er wurde in der Nähe von Belfort im Elsass (Franche-Comté) zwischen 1240 und 1250 geboren. 1265 wurde er von Himbert von Peyrault (Humbert von Paraud), dem Visitator von Frankreich, in der Komturei Beaume in der Diözese Autun in den Orden aufgenommen, verbrachte einige Zeit in England und ging 1275 in den Orient. 1291 kam De Molay nach Zypern. Dort soll er vor einem von 400 Rittern besuchten Generalkapitel erklärt haben, dass er gewisse unerlaubte Dinge und Handlungen im Orden erkannt habe, die er abstellen würde, weil der Orden sonst Schaden nähme.

Am 16. April 1293 wurde De Molay auf Zypern zum Großmeister gewählt. Seine Wahl gestaltete sich schwierig, denn vom Konvent wurde Hugo de Pairaud (Pairault, Peyraud, Peyrault, Paraud) bevorzugt. Zur Zeit der Wahl herrschten, laut der Aussage eines Ritters namens Hugo de Fauro vor einer päpstlichen Kommission (am 11. Mai 1310), zwischen einer burgundischen, Molay unterstützenden, und einer südfranzösischen Gruppierung Spannungen. Jedenfalls dürfte die Wahl durch List gelungen sein. De Molay beteuerte, dass ihm an der Ehre dieses Amtes nichts läge und er Pairaud unterstützen würde. Er ließ sich zum Großkomtur wählen. Kaum war er gewählt, soll er bei der Hauptwahl ausgerufen haben:

„Die Kutte ist fertig, setzt nun auch die Kappe hinzu. Habt ihr mich einmal zum Großkomtur gemacht, so will ich nun auch euer Großmeister sein!“

Internationales Templer Lexikon, S. 215

Überrascht und überrumpelt von dieser Wendung wählten ihn die Brüder zum Großmeister. 1293 besuchte De Molay in Sachen des Ordens die Provence, das Königreich Aragon und danach England. 1294 wohnte er der Wahl von Papst Bonifaz VIII. bei und bis 1296 bereiste er mit Hugo de Pairaud, dem Präzeptor Franziens, und dem Burgunds Aymé d’Oselier (Aymo d’Oiselay), das Abendland. Am 26. November 1296 hob De Molay den vierten Sohn Philipps IV., des Königs von Frankreich, aus der Taufe.

1300 standen die Templer unter der Führung ihres Großmeistes mit den Johannitern den Tartaren gegen die Türken bei. Im selben Jahr bewaffnete De Molay sieben Galeeren und fünf kleinere Schiffe gegen Ägypten, war aber kaum erfolgreich.

Ein gespanntes Verhältnis mit der zypriotischen Krone, Uneinigkeit in den militärischen Zielen mit den anderen Ritterorden und Kreuzrittern bildeten den Ausgangspunkt der letzten militärischen Aktion des Templerordens. Die von De Molay angeführten Templer besetzten und befestigten die Insel Ruad vor Tortosa (1302). Der Ordensmarschall Bartolomäus verteidigte mit 120 Templern, 500 syrischen Bogenschützen und 400 dienenden Brüdern die Garnison. Da ihm jedoch keine Schiffe zur Verfügung standen (taktischer Fehler De Molays) war die Niederlage vorprogrammiert. Die Sarazenen nahmen die insel ein und erreichten die Aufgabe der Templer (1303). Alle Templer die nicht gefallen waren wurden versklavt. Dass es De Molay zwischen 1300-1306 nicht gelang – ähnlich den Johannitern auf Rhodos – einen eigenen Staat zu gründen, bedeutet letztlich, neben anderen Gründen, den Untergang des gesamten Ordens. De Molay wurde gemeinsam mit dem Großmeister des Johanniterordens unter dem Vorwand, einen neuen Kreuzzug besprechen und vorbereiten zu wollen, von Papst Klemens IV. in einem Schreiben vom 06. Juli 1306 eingeladen. Wilhelm de Villaret, der Großmeister der Johanniter, schlug die Einladung wegen der Probleme seines Ordens auf Rhodos aus. In der Einladung an De Molay wird die List des Papstes klar. Er wollte De Molay in Frankreich haben, aber mit möglichst geringer militärischer Deckung:

„Traget aber Sorge, dass ihr einen tüchtigen Befehlshaber und tapfere Ritter zur Verteidigung in Limassol zurücklasset, damit während eurer, obwohl kurzen Abwesenheit dem Orden kein Unfall zustoßen möge.“

INTERNATIONALES TEMPLER LEXIKON, S. 216

De Molay folgte dieser Einladung. Er verließ Zypern und erreichte Frankreich im Spätherbst, am 28. November 1306. Nach seiner Ankunft in Marseille zog er wie ein Herrscher nach Paris. Er führte in seinem Tross die Templerschätze von Zypern mit und scheite sich auch nicht diesen Reichtum öffentlich zur Schau zu stellen. Dies muss dem König als Machtdemonstration vorgekommen sein. Den Papst dürfte De Molay er im Frühjahr 1307 getroffen haben. Anlässlich dieses Treffens lehnte De Molay den Wunsch des Papstes ab, den Orden der Johanniter und der der Templer zu verschmelzen, und erklärte in einer eher fadenscheinigen Denkschrift:

„Es ist einer sehr feindselige und harte Art zu handeln, einen Mann, der sich spontan dem Habit und dem Glaubensbekenntnis eines Ordens geweiht hat, zu zwingen, sein Leben und seine Gebräuche zu ändern oder einen anderen Orden zu wählen, wenn er dies nicht will (…) auch sein die Regel der Templer strenger, als die der Hospitaliter. Es müsse entweder den ersteren einige erlassen oder letzteren müssten neue Pflichten auferlegt werden …“

Internationales Templer Lexikon, S. 216

Die bereits 1305 aufgetauchten Gerüchte über den Templerorden wurden von Nogaret (Großsiegelbewahrer und Mitglied des Staatsrates Philipps IV.) propagandistisch ausgenützt, um die öffentliche Meinung gegen die Ritter zu beeinflussen. Mitte des Jahres 1307 begann der Papst auf Wunsch De Molays mit einer Untersuchung der Vorwürfe. Der Großmeister übersah jedoch, dass hinter diesen Denunziationen System steckte und Philipp der IV. und sein Helfer Nogaret mit ihrem perfiden Vernichtungswerk begonnen hatten. Auch war De Molay der Auffassung, dass der Order und seien Angehörigen ausschließlich der Gerichtsbarkeit des Papstes unterstellt wären. Er rechnete nicht mit der Schwäche von Klemens V., und mit dem Großinquisitor von Frankreich Wilhelm Imbert, der dem König den Auftrag zur Verhaftung der Ordensmitglieder erteilte und damit in der Öffentlichkeit die kirchliche Unterstützung dokumentierte. De Molay wurde, wie die meisten in Paris anwesenden Ordensangehörigen, am 13. Oktober 1307 verhaftet und in Corbeil und ab dem Sommer 1308, getrennt von den anderen Würdenträgern des Ordens, in Chinon gefangen gesetzt. Obwohl er nicht der Folter unterworfen worden war, verfasste er, offenbar durch die Aussagen seines Stallknechtes Giaco beeinflusst, am 25. Oktober 1307 einen Brief, in dem er allen Ordensbrüdern empfahl, alle ihnen vorgeworfenen Vergehen (Verleumdung Christi, Bespeiung des Kruzifixes usw.) dem Inquisitor zu bekennen, nicht aber die Aufforderung zur Sodomie. Dieses Schreiben wurde von den Inquisitoren und Schergen des Königs durch ganz Frankreich gesendet und sollte in der Folge alle verhafteten Ordensangehörige gefügig machen.

Das Urteil über De Molay und Charney (Präzeptor der Normandie) behielt sich der Papst selbst vor, überließ es aber, auf Drängen Philipps, einer aus drei Kardinalen (Berengar, Stephan und Landulf) bestehenden Kommission, den Großmeister in Chinon zu verhören. Auf listiges Drängen seines vermeintlichen Freundes Plaisian (Minister Philipps IV.) verzichtete De Molay vor dieser Kommission auf seine Verteidigung (Verhör vom 9. August 1308), denn er wollte ausschließlich vor Klemen aussagen. Danach wurde De Molay bis März 1310 wieder Corbeil festgehalten. Am 26. November 1309 erschien De Molay vor einer aus acht Mitgliedern bestehenden Kommission (Achterkommission) in Paris, um den Orden zu verteidigen. Er wollte jedoch nur in Anwesenheit des Papstes aussagen. De Molay wurde nun, ohne mit dem Papst gesprochen zu haben, wieder in Corbeil eingekerkert, bis er nach Gisors gebracht wurde, wo er bis zu seiner endgültigen Aburteilung in Paris am 18. März 1314, verblieb.

Von einer vom König eingesetzten Kommission, bestehend aus den drei Kardinälen Arnold de Faugiers, Arnold Novelli und Nikolaus de Freauville, wurden die beiden Würdenträger Gottfried (Gaufris) de Charney und Jacques de Molay vor der Kirche Notre Dame in Paris am 18. März 1314 auf Grund ihrer ersten Geständnisse zu lebenslanger Haft (Lebenslange Einmauerung) verurteilt. Doch unmittelbar nach der Urteilsverkündung widerrief De Molay seine Geständnisse und erklärte alle gegen ihn und den Orden erhobenen Anschuldigungen  für falsch:

„Es ist wohl billig, dass ich an einem so schrecklichen Tag und in den letzten Augenblicken meines Lebens die Ungerechtigkeit der Lüge aufdecke und die Wahrheit triumphieren lasse. Ich erkläre im Angesicht des Himmels und der Erde zu meiner ewigen Schande, dass ich das größte aller Verbrechen begangen habe, weil ich um dem Übermaß der Torturen zu entgehen und um jene, die mich quälten, zu beugen, gegen meinen Orden gezeugt habe. Jetzt aber verpflichtet mich die Wahrheit zu erklären, dass der Orden unschuldig ist. Die Anklagen sind erloschen (…). Ich kenne die Strafen die alljenen zuteil wurden, die den Mut hatten, Geständnisse zu widerrufen. Aber die fürchterliche Aussicht, die sich mir bietet, wird mich keine neue Lüge zu der alten häufen lassen. Ich verzichte freudig auf mein Leben, das mir nur zu sehr verhasst ist.“

INTERNATIONALES TEMPLER LEXIKON, S. 217

Charney schloss sich diesem Wiederruf an. Auf Betreiben Philipps wurde De Molay zusammen mit Charney auf der Seine-Insel (Ile de la Cité), dem heutigen Place Dauphine, noch am Abend des 18. März 1314 verbrannt. Nach der Chronik Gottfrieds von Paris, der Augenzeuge gewesen sein will, wird die Hinrichtung so dargestellt:

„… Danach bestiegen Molay und der normannische Meister (Charnay) gegen die Vesperstunde en Holzstoß, der nur langsam in Glut gesetzt wurde, um ihre Qual zu vermehren. Die Bitte, dass man ihr Antlitz dem Binde der Mutter Gottes entgegenwende und dass man ihnen die Handfesseln löse, um sie zum Gebet falten zu können, fand Gewährung. Den Orden preisend und seine Reinheit versichernd, riefen sie Gottes Gnade an, forderten von ihm, dass er ihren Tod räche, und schieden so aus dem Leben.“

INTERNATIONALES TEMPLER LEXIKON, S. 217

Tatsächlich starb Klemens V. am 20. April 1314 unter entsetzlichen Qualen und Philipp IV. hatte bald nach dem Tod De Molays einen Jagdunfall, dessen Ursache niemals geklärt wurde und verstarb unter großen Schmerzen am 29. November des gleichen Jahres. Eliphas Lévi berichtet in seiner „Geschichte der Magie, dass drei vermummte Brüder an den Scheiterhaufen getreten seien und ein Tuch in sein (DE Molays) Blut getaucht hätten. Dann hätten sie mit ihren Dolchen ein Dreieck gebildet und dem Papst und dem König ewige Rache geschworen. Nach den Berichten Gottfrieds von Paris seien De Molay und Charney so tapfer in den Tod gegangen, dass die Leute nach dem Verglimmen des Feuers nach Knochenresten der beiden als Reliquien suchten und diese weggetragen hätten.

Nach einer Legende sollen das Wissen und die Geheimnisse der Templer nicht verloren gegangen sein, denn De Molay soll insgeheim seinem Neffen Franz von Beaujeu in den Orden aufgenommen haben und ihm all sein Wissen weitergegeben haben.[1]


[1] ct. Dieter H. Wolf: Internationales Templer Lexikon. Nikol Verlagsgesellschaft, 2. Auflage, Hamburg 2010 (1. Auflage, Studienverlag, Innsbruck 2003).
Jacques de Molay (ca. 1240/50-1314)

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