Charles Edward Louis Philip Casimir Stuart wurde am 31. Dezember 1720 in Rom geboren und verstab am 31. Januar 1788 ebenda. Er war der Sohn von James Francis Edward Stuart, dem im Exil lebenden Thronprätendenten auf den Thron Großbritanniens, und der polnischen Prinzessin Maria Clementina Sobieska. Berühmtheit erlangte er nach seiner versuchten Invasion Großbritanniens als Bonnie Prince Charlie (der „hübsche Prinz Charlie“).

Von seinen Anhängern wurde er als King Charles III. oder „„önig Karl III.“ bezeichnet, seine Gegner sprachen von ihm als „The Young Pretender“ („der junge Prätendent“), im Gegensatz zu seinem Vater, „The Old Pretender“.

1649 wurde König Karl I. (Stuart) von England auf Befehl Cromwells hingerichtet. Am 29. Mai 1660 hielt das Haus Stuart in der Person seines Sohnes Karl II wieder seinen triumphalen Einzug in London. Karl II., der 25 Jahre den englischen Thron behauptete, wurde von seinem Bruder Jakob II. (als König von Schottland Jakob VII.) abgelöst, der 1685 die Regierung antrat. Die franzosenfreundliche Politik des katholischen Königs und die daraus entstehenden Befürchtungen für die Störung des europäischen Gleichgewichtes veranlassten den Kaiser und die protestantischen Mächte, die Ansprüche Wilhelms von Oranien auf den englischen Thron zu unterstützen. Wilhelm landete am 5. November 1688 in England und vertrieb Jakob II., der 1689 auch der schottischen Krone verlustig ging. Jakob flüchtete nach Frankreich, wo ihn Ludwig XIV. mit allen Ehren empfing und ihm das Schloss von Saint Germain-en-Laye als Wohnsitz anwies.

Aus seiner Ehe mit einer Prinzessin von Modena ward 1688 ein Sohn geboren. Jakob II. unternahm den Versuch, wieder in den Besitz der Herrschaft zu kommen. Mit Unterstützung Ludwigs XIV. landete er im März 1689 in Irland, unterwarf fast die ganze Insel, wurde jedoch 1690 von Wilhelm an der Boyne geschlagen und musste neuerlich nach Frankreich fliehen. Er starb 1701 in Saint Germain-en-Laye. Sein Sohn, der Prätendent, Jakob III., versuchte neuerlich das Waffenglück. Er landete 1715 an der schottischen Küste. Aber dieser Versuch scheiterte ebenso wie Erhebungsversuche der Jakobiten in den Jahren 1717 und 1719. Dessen Sohn, Charles Edward, „Bonnie Prince Charles“, der dann — möglicherweise ohne sein Zutun — berufen war, in der Geschichte der Freimaurerei eine eigentlich bis heute nicht bis ins letzte geklärte Rolle zu spielen, war am 21. Dezember 1720 in Rom geboren. Auch ihn ließ das Geschick seines Hauses nicht ruhen, er unternahm am 27. Juni 1745 einen Restaurationsversuch in Schottland, konnte sich auch einige Monate festsetzen, unterlag jedoch am 27. April 1746 in der Schlacht bei Culloden und musste sich fünf Monate lang von Versteck zu Versteck schlagen. Im Oktober 1746 gelang es ihm, wieder in Frankreich Sicherheit zu finden. Er lebte von da an als vielbeachtete Persönlichkeit, der sich nicht zuletzt wegen seines traurigen Geschicks eine gewisse mitleidige Aufmerksamkeit zuwendete, in Frankreich und in Italien, wo er in Rom 1788 starb. Da er selbst kinderlos, sein einziger Buder Heinrich Benedict geistlichen Standes war, erlosch mit diesem letzteren 1807 der Mannesstamm der Stuarts.

Versionen von der jakobitischen Freimaurerei. Der berühmte Chevalier Ramsay war kurze Zeit sein Lehrer. Dessen „Discours“, auf den sich die gesamte Ritterüberlieferung der Freimaurerei stützt, schien also in den persönlichen Beziehungen zum Haus Stuart eine besondere Begründung zu finden. Charles Edward Stuart wird in der Legende zum Freimaurer gemacht. Eine aus Anhängern seines Hauses zusammengesetzte Loge in Rom um 1735, der u. a. seine Hinrichtung durch Flucht aus dem Tower entgangene Earl of Winton und der spätere Verräter an der jakobitischen Sache, John Murray of Broughton, der Sekretär Charles Edwards, angehörten, soll unter seiner persönlichen Leitung gestanden haben. Die Nachfahren des – angeblich ersten – Rosenkreuzerkapitels von Arras, das „Chapitre primatial et métropolitin de Rose-Croix sous le titre distinctif d’Ecossais Jacobite“, berufen sich auf einen Stiftsbrief vom Jahre 1745, den der Prätendent ausgestellt haben soll. Ein solches Kapitel existierte wahrscheinlich; ein Zusammenhang mit Charles Edward ist niemals bewiesen worden. Die „Ecossais fideles“ (später „Sagesse“) in Toulouse, die ähnliches wie Arras behaupteten, konnten wenigstens einen irischen Stuartisten, Jean de Barnwall de Tremlestown, den Ludwig XV. 1745 zum französischen Grafen gemacht hatte, als Gründer nachweisen. Auch der Templerorden der Strikten Observanz will sich seiner – allerdings verborgen  – Leitung erfreut haben. All die Verwirrung der Strikten Observanz wurde durch das Märchen von Charles Edward als „geheimem Oberen“ noch gewaltig  vermehrt.

Die gedankliche Verbindung, in den zwischen 1740 und 1750 aufgekommenen „schottischen“ Systemen stuartistische Organisationen zu sehen, die in gewissen Gegensatz zur englischen Freimaurerei standen und politische, von katholischer Seit geförderte Zwecke verfolgen sollten, lag daher nahe und ist niemals ganz verlassen worden. Wir dürfen uns also nicht wundern, wenn auch Albert Lantoine in seiner „Franc-Maçonnerie écossaise en France“ (Paris 1930) zu folgenden, von der offiziellen Leseart abweichenden Schlussfolgerungen kommt: Unter den mit den Stuarts nach Frankreich gekommenen schottischen und irländischen Gefolgsleuten und Offizieren befanden sich nach ihm zahlreiche Freimaurer. (Das ist immerhin wahrscheinlich, denn in beiden Ländern gab es ja gegen Ende des 17. Jahrhunderts auch „spekulative“ Freimaurer.) Lantoine führt sogar eine „Regimentsloge“ an, die 1688 in Saint Germain bestanden haben soll. Dieses Datum wurde wenigstens 1777 bei Aufnahme dieser Loge in dem Orient de France als Gründungsdatum anerkannt.[1]


[1] Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder. Internationales Freimaurer Lexikon. Überarbeitete und erweiterte Neuauflage (Stand Februar 2000) der Ausgabe von 1932. S. 814.
Charles Edward Stuart (1720-1788)

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