Insignien der Templer auf dem Altar

Die „Strikte Observanz der Templer“ (SOT) ist ein sogenanntes templerisches Freimaurersystem, das 1751 von Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau (1722-1776) gegründet wurde und die Freimaurerei des 18. Jahrhunderts mit den Tempelrittern des Mittelalters (12. bis 14. Jahrhundert) verbindet.

Als Prinz Charles Edward Stuart (1720-1788), der als weltweites Oberhaupt der Templer-Freimaurerei galt, sich aus politischen Gründen 1776 von ihr und der Freimaurerei im Allgemeinen distanzierte, führte dies zu einer Instabilisierung der templerischen Freimaurersysteme seiner Zeit. Denn die faktische Abstammung des 1312 aufgehobenen Tempelritterordens hätte nur über das katholische Königshaus der Stuarts glaubhaft gemacht werden können, auch dann wenn solch eine Abstammung nie historisch nachgewiesen werden kann. Mit der Verbrennung des 23. Großmeisters Jacques De Molay (1314) auf dem Scheiterhaufen glaubte das Französische Königshaus den endgültigen Sieg errungen zu haben. Wissen, Macht und Reichtum der Templer sollten damit auf ewig verschollen sein, wenn man ihrer nicht habhaft werden konnte. Jedoch kam alles anders.

Die moderne „Strikte Observanz der Templer“ wurde am 08. Juli 2023 in Deutschland in den Räumlichkeiten in Wilhelmsbad wieder ins Leben gerufen. Genau in jenen Räumlichkeiten, in denen 1782 ein gleichnamiger Konvent abgehalten wurde, der zu ihrem temporären und teilweisen Untertauchen führen sollte. Mit Unterstützung der III. Ordensprovinz der Templer, die sich 1995 in Frankreich wieder etabliert hat, wurde das Oberdeutsche Große Provinzialkapitel und damit die VIII. Ordensprovinz der Templer feierlich wiederhergestellt. Hier geht es zur III. Ordensprovinz von Okzitanien (Originalsprache Französisch).

Siegel der VIII. Ordensprovinz

Die Mitglieder des Großen Provinzialkapitels von Oberdeutschland stehen in einer spirituellen aber nicht militärischen Tradition des Tempelritterordens. Die „Strikte Observanz der Templer“ hat in bestimmten Ländern und besonders in Nordeuropa in ihrer wenn auch verborgenen Form nie aufgehört zu existieren. Ihr Überleben erklärt u.a. den Einfluss der templerischen Inhalte auf viele Freimaurersysteme der Gegenwart.

Nach der Französischen Revolution (1789) erlebte die „Strikte Observanz der Templer“, die auf den Konventen von Lyon (1778) und Wilhelmsbad (1782) zum Rektifizierten Schottischen Ritus umgestaltet wurde, viele Wechselfälle. Die Folge war, dass die Präfektur Besançon, die zur V. Ordensprovinz gehörte und Burgund genannt ward, 1828 ein Teil ihrer Archive an Genf (das zur selben Provinz gehörte) übergab, bevor sie ihre Arbeit einstellte. Genf sollte die Chroniken, die Rituale und die Gebräuche bewahren und die Geschichte fortführen.

Aus diesem Grund wurden die Großpriore von Helvetien zu den Höchsten Kuratoren des Ritus, bis der „Rektifizierte Schottische Ritus“ seine Entwicklung mit der Gründung von Großprioraten in Frankreich, Belgien und den Vereinigten Staaten von Amerika wieder aufnahm. Das „Unabhängige Priorat von Helvetien“ war die Nachfolgerin der ursprünglichen „Strikten Observanz der Templer“. Als es in den Jahren 1993-1995 zur Wiederetablierung in Frankreich kam, wurde zwar das Patent von der Schweiz heraus erteilt, auch wenn das dortige System fortan für Frauen und Männer offen stand.

Es muss betont werden, dass die modernen Gründer die „Strikte Observanz der Templer“ in der ursprünglichen Form fortgeführt wissen möchten und sich ausdrücklich auf die Grundwerte des Ordens der Tempelritter (2009) zurückbesinnen, wie sie ursprünglich im 18. Jahrhundert gestaltet wurden. Es geht also um eine andere Sichtweise auf die Tempelritter, auf die Freimaurerei und auf jene Religion in der alle Menschen übereinstimmen können. Die Thematisierung der Haltung, Gesinnung und Nachwirkung des ersten Gründers des Tempelritterordens: Hugo de Paganis (1070-1136) aber auch des Zisterziensermönchs Bernard de Clairvaux (ca. 1090-1153) und anderer Persönlichkeiten ist ebenfalls von großem Interesse für die Mitglieder. Ihr Vorbild in das eigene Leben zu integrieren, bildet eine der Herausforderungen der geistigen Entwicklung eines jeden Mitglieds.

Es kann jede Freimaurer-Meisterin und jeder Freimaurer-Meister (egal welcher Religion oder Konfession) Mitglied werden. Wer noch kein Freimaurer ist, kann sich einer örtlichen Freimaurerloge anschließen, um in den Freimaurer-Meistergrad zu gelangen. Wir vermitteln gerne einen Kontakt zu einer befreundeten Freimaurerloge in der Nähe, die den Werdegang von Lehrling, Geselle und Meister unterstützen: Kontakt

Herzlich willkommen im Namen der Oberen der vereinigten Logen.

Wilhelmsbad, den 08. Juli 711 (2023)

Blick auf den Eingang zu den historischen Räumlichkeiten in Wilhelmsbad.