In der Freimaurerei geht es nicht nur um Rituale, sondern vor allem um die Suche nach innerer Weisheit und persönlicher Entwicklung. Ein Freimaurermeister oder eine Freimaurermeisterin zu sein, ist in diesem Kontext kein Grad, den man erreichen kann, sondern ein fortwährender Prozess der Selbstverbesserung und der Dienstbereitschaft am Mitmenschen, besonders aber als Meister der Loge (Logenmeister).

1. Leadership und Vision:

Im Herzen eines Logenmeisters steht u.a. Leadership nicht als eine Frage einer Kontrollinstanz, sondern als eine Führung durch Beispiel und Inspiration. Ein Logenmeister ist dazu berufen, nicht nur die Rituale zu leiten, sondern auch eine Vision für das Streben nach Wissen, Tugend und Brüderlichkeit voranzutreiben. Er/sie muss Einer unter Gleichen sein, auch wenn er/sie die Verantwortung trägt und bei einer Stimmengleichheit mit einer Zusatzstimme das Zünglein an der Waage sein darf.

Die Freimaurerei erstreckt sich über das Logenleben hinaus und beeinflusst die eigene Familie, die weltliche Gemeinschaft und die Umwelt. Ein Logenmeister ist ein Leader, der aber nicht nur die Freimaurerei ehrt und hochhält, sondern auch die Brüder und Schwestern dazu inspiriert, dasselbe zu leisten, was er/sie selbst bereit ist zu geben. Die Freimaurerloge ist ein Geburtsort einer Vision von geschwisterlichen Liebe, Freundschaft und Harmonie, die in die Welt um uns herum hineinzutragen ist; daher gilt nicht die Frage, was die Logengemeinschaft für ein Mitglied tun kann, sondern was der Einzelne für das Wohl des Ganzen tun kann.

2. Brüderlichkeit und Zusammenarbeit:

Der Logenmeister hat die freundschaftliche Gemeinschaft unter den Brüdern und Schwestern zu fördern; wie bereits ausgeführt, geht es über das gemeinsame Teilnehmen an Ritualen hinaus. Besonders Logenmeister und Logenmeisterinnen sollen ein Umfeld schaffen, in dem sich Brüder und Schwestern unterstützen, beflügeln und gemeinsam auf den Weg zur geistigen Menschwerdung voranschreiten können. Er und sein Beamtenstab haben dies gemeinsam zu bewerkstelligen.
Jedoch ist der Logenmeister kein Projektionsfeld für Probleme innerhalb und außerhalb der Logengemeinschaft. Er ist auch nicht an allem schuld, sondern jedes Mitglied muss zunächst bedenken, dass die Verantwortung auf allen Schulten ruht. Wenn er/sie den Logenmeister zur Verantwortung ziehen möchte, so ist er/sie selbst stark mitverantwortlich. Wer das Amt des Logenmeisters als eine Art Kummer- und Beschwerdekasten missversteht, der sollte sich lieber aus dem Logenleben zeitweise zurückziehen. Das dient ihm/ihr selbst besser, aber besonders der Logengemeinschaft.
Deshalb ist die Zusammenarbeit innerhalb der Loge entscheidend. Kritik darf nur unter vier Augen aber Lob in der Gruppe geäußert werden; alles andere bedient sich eines Publikums und kann daher nicht lösungsorientiert sein. Ein Logenmeister fördert nicht nur den Zusammenhalt untereinander, sondern ermutigt auch zur Kooperation im Streben nach humanitären Zielen und der Förderung von Wohltätigkeitsprojekten im Umfeld der Brüder und Schwestern. Jeder Freimaurer und jede Freimaurerin sollte daher mindestens ein Ehrenamt neben der Logentätigkeit haben, wenn es die eigene Zeit erlaubt, so wie der Meister der Loge dies im Ehrenamt tut, weil er zumeist einer der Beamten ist, der die meiste Zeit für die Loge investiert. Das gilt es stets zu bedenken.

3. Individuelle Entwicklung und Selbsterkenntnis:

Die freimaurerische Meisterschaft (nicht nur die Logenmeisterschaft) ist eng mit individueller Entwicklung und Selbsterkenntnis verbunden. Ein Freimaurermeister und eine Freimaurermeisterin suchen nicht nur nach äußerem Wissen, sondern auch nach innerer Weisheit. Es ist ein fortwährender Prozess der Selbstreflexion, Selbsterkenntnis und Selbsterziehung, das im Amt des Logenmeisters zur Vollendung kommen muss und darum den größten Respekt verdient. Dieser Respekt muss zwar auch verdient werden, aber dies ist nur im Miteinander möglich und nicht im Gegeneinander.

Die Symbolwerkzeuge des Bauhandwerks, die uns in der Freimaurerei gegeben sind, dienen nicht mehr dazu, äußere Gebäude, Werke oder Strukturen zu schaffen, sondern den Charakter und besonders das Herz zu bilden. Ein Freimaurermeister und eine Freimaurermeisterin nutzt diese Symbolwerkzeuge, um an sich selbst zu arbeiten und ein Logenmeister unterstützt andere auf ihrem eigenen Weg dahin.

4. Beispielfunktion aller Meister/innen:

Die Beispielfunktion eines Freimaurermeisters erstreckt sich über die Rituale hinaus. Es ist eine Lebensweise, die auf den Grundsätzen der Tugend, Integrität und Gerechtigkeit beruht. Ein Freimaurermeister lehrt, aber ein Logenmeister zeigt durch sein Verhalten, wie man die Lehren der Freimaurerei u.a. in den Herausforderungen des täglichen Lebens umsetzen kann.

Diese Beispielfunktion wirkt nicht nur innerhalb der Logengemeinschaft, sondern strahlt auch auf das persönliche und berufliche Umfeld aus. Durch das Leben der freimaurerischen Werte in seinem Umfeld wird er zu einem lebenden Symbol für die Ideale der Freimaurerei; wobei er vor Fehlern nicht gefeit ist.

Ein/e Freimaurermeister/in ist gerne Ratgeber/in bei allen Belangen; jedoch kann er/sie nur Ratschläge geben aus den zur Verfügung stehenden Informationen, die durch den Ratsuchenden preisgegeben wurden. Egal welcher Ratschlag auch immer ein Freimaurermeister oder ein Logenmeister gibt, die Verantwortung bleibt von Anfang bis Ende bei dem Ratsuchenden. Egal welche Entscheidung er nach dem Ratschlag des Meisters fällt, er ist nie aus der Selbstverantwortung entlassen, denn ein Freimaurer oder eine Freimaurerin ist stets Herr oder Herrin des eigenen Lebens und steht zu den eigenen Entscheidungen.

In manchen Freimaurersystemen sagt daher der Logenmeister, dass er durch die Wahl seiner Brüder und Schwestern im Osten sitzt. In anderen Freimaurersystemen wird der Logenmeisterschurz von der Loge überreicht und das Amtskollar von der Großloge. Damit wird der Logenmeister zu einem Mittler zwischen Oben und Unten, zwischen Beamtenstab und Großloge und zwischen ihm und Bruderschaft.


Eine Freimaurerin und ein Freimaurer soll ein Wächter des Lichts sein,
wofür die weiße Rose ein aussagekräftiges Symbol ist.
Eine Freimaurerloge soll der Geburtsort gegenseitiger Liebe sein,
wofür die rote Rose das beste Sinnbild ist.
Eine Freimaurerin und ein Freimaurer ist Herr/in des eigenen Lebens,
wofür die rosane Rose die sprechendste Allegorie ist.

5. Spiritualität und Widerstandsfähigkeit:

Meisterschaft im freimaurerischen Sinne beinhaltet auch eine spirituelle Tiefe und eine gewisse Resilienz. Ein Meister sucht nicht nur nach äußerem Erfolg, sondern auch nach innerem Frieden und Selbstverständnis. Es ist eine Reise, die durch Prüfungen und Herausforderungen führt, aber gleichzeitig eine tiefere Verbindung zu den spirituellen Prinzipien der Freimaurerei ermöglicht.

Die Widerstandsfähigkeit eines Freimaurermeisters zeigt sich nicht nur in der Bewältigung persönlicher Schwierigkeiten, sondern auch darin, anderen Brüdern und Schwestern als Unterstützung und Mentor zu dienen. Durch spirituelle Tiefe und Widerstandsfähigkeit wird die Meisterschaft in der Freimaurerei zu einem lebendigen Ausdruck der inneren Suche nach Licht und Wahrheit. Denn jeder von uns ist ein Wächter und ein Krieger des Lichts.

Die Meisterschaft ist also in der Freimaurerei mehr als nur ein Titel – es ist eine Lebenshaltung für die man sich bewusst entschieden hat. Ein Logenmeister bleibt aber ein Bruder, ein Suchender und ein Diener des Ganzen. Eine Logenmeisterin bleibt aber eine Schwester, eine Suchende und eine Dienerin des Ganzen. Durch Leadership, Brüderlichkeit, individuelle Entwicklung, Beispielfunktion und spirituelle Tiefe wird die Meisterschaft zu einem lebendigen Ausdruck der zeitlosen Werte der Freimaurerei. Jeder Freimaurermeister und jede Freimaurermeisterin muss sich auf diesem Weg befinden, bevor sie überhaupt ein Logenamt anstreben, das vielleicht größer als man selbst ist. Ohne den Willen zur geistigen Evolution eines jeden Mitglieds wird die Loge zu einem Verein degradiert, der wohl eher nicht den Namen Freimaurerloge verdient.

Logenmeister-Amtskollar:
Das Kollar des Logenmeisters unterscheidet sich von den restlichen Beamtenkollaren dadurch, dass im unteren Bereich ein goldenes Hexagramm mit Flammen um ein „G“ angebracht sind. Bei der Erklärung des Lehrlings-Gesellen-Teppichs der Strikten Observanz der Templer wird z.B. bei dem flammenden Stern Folgendes wiedergegeben: »Oben finden Sie einen hellglänzenden Stern, es ist mir aber nicht erlaubt, Ihnen hiervon gänzlich Nachricht zu geben. So viel merken Sie sich indessen, dass er alle an Glanz und Größe übertrifft, dass wir ohne ihn nicht dasjenige sein würden, was wir wirklich sind. Ja, dass er endlich alles dasjenige in sich vereinigt, was wir in der ganzen Welt im Großen erblicken.«

Dabei war es in alten Zeiten Vorgabe, dass man erst im Schottischen Meistergrad (IV. Grad) sein musste, wegen der dort verankerten moralischen Erwartungen, um überhaupt das Amt des Logenmeisters angetragen bekommen zu dürfen. Heute legt man eher Wert auf die Ideale, die dieses Amt mit sich bringen, und besonders auf die Souveränität einer Blauen Loge bzw. Johannis-Loge. Niemand steht über dem anderen, sondern alle stehen neben- und miteinander. Dieser Einfluss der oberen Grade in die unteren Grade hat wenig Nutzen über die Zeit gebracht, so dann man in der modernen Strikten Observanz der Templer gänzlich darauf verzichtet.

Logenmeister-Winkelmaß:
Das Winkelmaß ist das Beamtenabzeichen des Logenmeisters. In der Strikten Observanz der Templer wird der Logenmeisterschurz von der eigenen Loge überreicht und das Amtskollar von der Großloge. Damit wird der Logenmeister zu einem Mittler zwischen Oben und Unten, zwischen Beamtenstab und Großloge und zwischen ihm/ihr und Bruderschaft.

Logenmeister-Schurz:
Auf dem Schurz des Logenmeisters sind drei goldene Taus angebracht. Sie stehen für das Gelübde eines Meisters: Gehorsam, Tugendhaftigkeit und Gerechtigkeit. Dabei behält der Logenmeister nach seiner Amtszeit den Schurz als Altlogenmeister-Zeichen. Das Kollar geht hingegen auf seinen/ihren Nachfolger/in über.
Logenmeisterschaft in der Freimaurerei

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