Carl Gotthelf Reichsfreiherr von Hund und Altengrotkau wurde am 11. September 1722 in Mönau in der Oberlausitz geboren und am 15. September ebenda getauft. Das Adelsgeschlecht »von Hund«, geht wahrscheinlich auf das protestantische Adelsgeschlecht der »Welfen« zurück. Von Hund war der Urenkel von Heinrich Wenzel von Hund und sein Vater war der königlich-polnische und kurfürstlich-sächsische Kammerherr und Reichsfreiherr Joachim Hildebrand von Hund (1651-1731).
In den Jahren von 1737 bis 1739 studierte er an der Leipziger Universität. Seine Jugendliebe Sibylle Henriette Rodewitz verstarb 16-jährig, worauf er sich den Schwur auferlegte, niemals zu heiraten.
Nach Studien in Leipzig, Straßburg und Paris ging von Hund auf Kavaliersfahrt und war zur Kaiserkrönung Karls VII. in Frankfurt am Main; ebenda wurde er am 18. Oktober 1741 (es wird auch das Datum 20. März 1742 genannt) Freimaurer und unmittelbar in den II. Grad befördert. In welcher Freimaurerloge er aufgenommen wurde, ist nicht bekannt. Zumindest ist er nicht in den Mitgliedslisten der 1742/1743 gegründeten Freimaurerloge »Zur Einigkeit« zu finden. Am 21. Juli 1742 wurde er in Gent in der Freimaurerloge »Zu den drei Rosen« Freimaurermeister (III. Grad).
Am 22. August 1742 wurde er auf einer Reise nach Brüssel in den Schottengrad (d.h. in den IV. Grad) aufgenommen. Bei der Aufnahme zum Andreasritter erhielt er den Ritternamen Carolus eques ab Ense (zu Deutsch: Karl, Ritter vom Degen) oder Chevalier de l´epée (zu Deutsch: Ritter vom Degen).[1] Diesen Ritternamen behielt er fortan bei.
Sein Tagebuch, das in der Freimaurerloge »Minerva zu den drei Palmen« aufbewahrt wurde, gibt Details preis, wie …
- … dass er 1741/1742, angeblich wegen einer Dame, zum Katholischen Glauben übergetreten sei, was er über 25 Jahre in seiner Heimat geheim hielt. 1742/1743 begab er sich nach Paris und lerne dort William Boyd Earl of Kilmarnock, Lord Balmorin und weitere Edelmänner kennen, darunter angeblich auch Charles Edward Stuart; oder zumindest hatte man ihm jemanden als solchen vorgestellt.
- Am Pariser Hof des Prinz-Prätendenten wurde Reichsfreiherr von Hund von dem Eques a penna rubra (zu Deutsch: Ritter von der roten Feder) ins Clermont’sche Hochkapitel aufgenommen.
Jan Snoek ging dieser Geschichte nach und fand das Verzeichnis des Pariser Kapitels, d.h. es existierte zu jener Zeit dort tatsächlich ein templerisch-freimaurerisches Hochgradsystem.
Es war auch lange umstritten, wer der Ritter von der roten Feder sei. Den Autoren Baigent und Leigh gelang es 1987 auf Grund eines zufällig aufgefundenen Briefes den Eques a Penna Rubra zu identifizieren: es war Alexander Seton, ebenfalls Mitglied einer jakobitischen Freimaurergruppe in Paris.
Sein Patent ist mit Georgus Wilhelmus Eques a sole aureae (zu Deutsch: George Wilhelm Ritter von der goldenen Sonne) unterschrieben.[2]
- Am 20. Februar 1743 saß er zum ersten Mal als Vorsitzender Meister einer Freimauerloge namens »etrangere« vor, die er selbst gestiftet hatte.
- Am 28. August 1743 besuchte er eine Logenstiftung in Versailles und fungierte als Erster Aufseher.
Seit dem Verbot der Freimaurerei durch die Nationalsozialisten ist das Tagebuch des Reichsfreiherrn von Hund verschollen.
Nach der Niederlage und Flucht von Charles Edward 1746 aus Schottland sowie nach der Verbannung der Stuarts zwei Jahre später aus Frankreich war anscheinend niemand mehr in Paris in Kenntnis über diese Dinge. Das erklärt wiederum, warum die Verbindung zwischen von Hund nach anfänglichen Kontakten zu dieser Clique durch seinen Amtsvorgänger Marschall von Bieberstein plötzlich abbrach, auch wenn er selbst beim Konvent zu Braunschweig (1775) mitgeteilt hatte, dass er der Korrespondenz überdrüssig geworden sei. In Wirklichkeit scheiterte er, mit jener Clique wieder in Verbindung zu treten und fasste den Entschluss, die Ausgestaltung der VII. Provinz selbstverantwortlich und ohne weitere Abstimmung zu unternehmen. Zwischenzeitlich war Marschall von Bieberstein (vermutlich zwischen 1750-1753) verstorben und er hatte schon einige Anhänger gewonnen.
Am 24. Juni 1751 stiftete von Hund die erste Freimaurerloge der Strikten Observanz namens »Zu den drei Säulen« auf Schloss Kittlitz. 1764 verlegte er sie als Mutterloge nach Görlitz und benannte sie um. Heute trägt sie den Namen »Zur gekrönten Schlange«.[3]
1753 wurde er vom Kurfürsten und König Friedrich August (1750-1827) zum sächsischen und polnischen Kammerherrn ernannt. 1755 beriefen ihn die Landstände zum Landesältesten der Markgrafschaft Oberlausitz Budissiner Kreis, wie bereits sein Vater vor ihm. Zwar wurde das Amt auf Lebenszeit verliehen, aber nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) legte er es nieder.[4]
Er stand zwischen 1765 bis 1776 der dänischen Freimaurer-Großloge vor.[5]
1769 berief ihn Kaiserin Maria-Theresia nach Wien. Er weigerte sich jedoch dort eine Anstellung anzunehmen, um sein Amt als Heermeister der VII. Ordensprovinz nicht aufgeben zu müssen, obwohl er in finanzielle Schieflage geraten war.
Vom 07. bis 24. Juni 1772 wurde ein Konvent der Strikten Observanz in Kohlo abgehalten. Das nicht entschlüsselte Patent von Hund wurde stark in Zweifel gezogen und er teilweise entmachtet.
Sein ganzes Leben hat Reichsfreiherr von Hund der Ausgestaltung der Strikten Observanz mit seinem ganzen Vermögen gewidmet. Erneut erkrankt reiste er 1776 nach Meiningen, um den regierenden Herzog Friedrich August III. (1763-1806) in den Orden aufzunehmen. Kurz darauf wurde er bettlägerig und verstarb am 08. November 1776 ebenda an einer »hitzigen Krankheit«.
Er wurde auf eigenen Wunsch im vollen Heermeisterornat in der Stadtkirche St. Kilian in Mellrichstadt (etwa 20 km von Meiningen entfernt) in Unterfranken beigesetzt. Am Finger trug er den goldenen Heermeisterring mit den Initialen N.V.I.O., nulla vi invertitur ordo (zu Deutsch: durch keine Gewalt kann der Orden gestürzt werden).[6]
Das Folgende wurde auf losen Blättern geschrieben und muss aufgrund des fehlenden Liters dem Vorjahr hinzugefügt werden. Im Jahr 1776 und am 8. Tag des Novembers, der ersten Stunde des Morgens, in Meiningen, starb sehr fromm im Herrn – wie wir bezeugen -, mit allen Sakramenten versehen, und wurde dann – wie er es selbst gewünscht hatte und gemäß seinem letzten Willen – in der Pfarrkirche von Mellrichstadt beigesetzt, Carl Gotthelf, Freiherr von Hund und Alten-Grottkau, Staatsrat Seiner Kaiserlichen Majestät, Geheimer Berater des Zaren von Russland, Träger des russischen Ordens der Heiligen Anna, Ritter, Edelman von Leipzig, Monau und Luntenbeerwalde in der Oberlausitz. Die sterblichen Überreste des Verstorbenen wurden in einem feierlichen Akt mit großem Pomp von Meiningen nach Mellrichstadt überführt, begleitet von mehreren Mitgliedern des Adels. Am 13. Tag des oben genannten Monats fand der Trauergottesdienst am Fest der Erhebung statt. An der Totenmesse nahmen Seine Hoheit Herzog Karl [regierender Herzog von Sachsen-Meiningen, 1775-1782] persönlich und vier seiner Minister teil. Nach dem Gottesdienst ließen sie sich gnädigerweise dazu herab, am Beerdigungsmahl im Pfarrhaus bei dem Dekan Pfarrer Euchar Simon teilzunehmen.“
Auszug aus dem Sterberegister der Pfarrei St. Kilian in Mellrichstadt, eingefügt im Januar des Jahres 1777.
[1] vgl. Entwicklungsgeschichte der Freimaurerei Historisch dargestellt von Dr. Kühn. Verlag der J.H. Heuser’schen Buchhandlung. Leipzig 1864. S. 115.
[2] vgl. Klaus C. Feddersen. Rituale des Hohen Ordens vom Heiligen Tempel zu Jerusalem, auch Strikte Observanz genannt, weltlicher Zweig nebst Ordensregeln und vielen Abbildungen aus dem Jahre 1764. I. bis VII. Grad. Forschungsvereinigung Frederik. Flensburg 1999. S. 13-14.
[3] vgl. www.loge49.de (abgerufen am 20.04.2021).
[4] vgl. Carl Christian Carus Gretschel. Geschichte des sächsischen Volkes und Staates. Band 3. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung. Leipzig 1853. S 170.
[5] Die dänische Großloge schloss sich 1855 dem »Schwedischen System« (mit ein paar dänischen Eigentümlichkeiten im Ritual) an.
[6] vgl. Klaus C. Feddersen. Rituale des Hohen Ordens vom Heiligen Tempel zu Jerusalem, auch Strikte Observanz genannt, weltlicher Zweig nebst Ordensregeln und vielen Abbildungen aus dem Jahre 1764. I. bis VII. Grad. Forschungsvereinigung Frederik. Flensburg 1999. S. 15.